Etappen der Radtour um den schweizerischen Nationalpark
Bern-Albulapass, Freitag Oktober 2000
Um die Mittagszeit ging's mit der Bahn los in Richtung Graubünden.
In Zürich und Chur musste umgestiegen werden. Wir stiegen erst in
Tiefencastel aus, da die Strasse zwischen
Thusis und Tiefencastel etwas
eng ist. Das Wetter war toll. Bis nach Filisur
war die Strasse leicht ansteigend.
Ab Filisur ging es immer mehr durch Wälder. Die Wälder waren
hier sind färben sich hier im Spätherbst in allen Farben. Bei
den alten Erzbergwerken machten wir einen kurzen Stopp. Vor Bergün
gibt es noch einen steileren Abschnitt, bei dem die Strasse in den Fels
gesprengt worden ist. In Bergün kauften wir Nachtessen ein. Bergün
ist ein sehenswertes mittelgrosses Dorf mit vielen alten Häusern.
Leider ist es durch die steilen Täler bereits auch schon wieder schattig.
Von Bergün bis Preda passiert man die Kehrtunnels der Albulabahn.
Ab Preda suchten wir langsam einen Übernachtungsort. Je höher
wir kamen wurde es auch immer kälter. Wir kamen schliesslich dick
angezogen auf die Passhöhe. Einen Übernachtungsplatz fanden wir
hinter einem Stall gleich bei der Passhöhe. So sahen uns die Autos
nicht direkt. Eisigkaltes Wasser kriegte wir aus dem nahgelegenen Bach.
Albulapass-Reschenpass, Samstag
Wir warteten in unserem warmen Schlafsack bis die Sonne hervorkam. Der
Himmel war stahlblau, das Wetter super. Die Abfahrt nach La Punt war kalt.
Es geht hier nur etwa 600 Höhenmeter hinunter. Von La Punt nahmen
wir den Radweg von Veloland Schweiz. Bis Zernez folgten wir diesem. Er
führte erst entlang kleinen asphaltierten Wegen. Nach S-Chanf ging's
an die schattige Südseite, wo die Strasse etwas anstieg. Die Räder
mussten schliesslich noch durch Bäche gestossen werden. Unterwegs
trafen wir einen Schweizer, der an seinem Rad einen Plattfuss hatte. Er
wollte erst keine Hilfe annehmen. Wir flickten ihm schliesslich den Schlauch
rasch. In Zernez entschieden wir, der Hauptstrasse zu folgen. Es hatte
zu dieser Jahreszeit nicht mehr viel Verkehr auf der Hauptstrasse. Zudem
kamen wir relativ schlecht vorwärts. Im schönen Ardez machten
wir am Dorfbrunnen einen kurzen Halt. Ardez ist ein schönes Dorf,
das von der Hauptstrasse umfahren wird und noch viele alte Häuser
im bündnerischen Stil hat. In Scuol assen wir Mittag. Es hatte hier
im Vergleich zu den anderen Dörfern tonnenweise Touristen. Von hier
aus waren wir relativ schnell in Martina, dem Grenzort, da wir guten Wind
und Gefälle hatten. Von Martina ging's in elf Spitzkehren etwa 400m
hinauf auf die Norberthöhe (1406m). Dies ist der wesentlich kürzere
Weg um zum Reschenpass zu gelangen. Man kürzt etwa 11km ab. Von der
Norberthöhe geht's praktisch auf der Höhe nach Nauders. Es war
bereits spät. Uns bliess ein eisiger Wind entgegen und es war schon
am Eindunkeln. Das Problem war, dass wir immer noch nicht wussten, wo wir
übernachten können. Die Landesgrenze nach Italien war kurz vor
dem Reschenpass (1507m). Vom Pass ging's ganz wenig runter ins Dorf Reschen
hinein. Nach etwas Suchen entschieden wir gleich am See unten bei einem
kleinen Wäldchen zu übernachten. War ganz nett.
Reschenpass - Zernez, Sonntag
Die Nacht war nicht mehr so kalt wie auf dem Albulapass, jedoch immer noch
genügend kalt. Die Fahrt entlang des Reschensees war flach. Es war
neblig. Wir nahmen die Hauptstrasse, die am östlichen Ufer entlangführt. Bei
mehr Verkehr hätten wir wahrscheinlich das Westufer genommen. Beim bekannten Kirchturm,
der aus dem Wasser ragt, hielten wir kurz an, um die Geschichte und Bilder des versunkenen
Dorfes anzuschauen. Bis nach S. Valentino war es flach. Danach ging es in grosszügigen Kehren
(wahrscheinlich beim Stauseebau erstellt) nach Mals hinunter, wo wir Richtung Münstertal
(Laatsch) abbogen. Nach der Kreuzung mit der Hauptstrasse (956m) begann die Strasse zu
steigen. Uns erwarteten 1200 Höhenmeter Aufstieg! Bis nach Tschierv (1660m) ging's noch einigermassen
gut, da es immer wieder flachere Passagen hatte. Das ganze Münstertal ist schön zum durchradeln.
Einziger Nachteil war vielleicht, dass wir auf der Hauptstrasse mit dem Verkehr fahren musste,
der jedoch im Spätherbst nicht mehr so arg war. Münster/Müstair
ist bekannt durch die Kosterkirche.
1983 wurde das Kloster St. Johann in Müstair von der UNESCO in die Liste der Weltkulturgüter
aufgenommen. Die Klosterkirche ist das weltweit umfangreichste und besterhaltene Zeugnis
mittelalterlicher Sakralarchitektur mit dem grössten erhaltenen Freskenzyklus aus dem 8. und 12.
Jahrhundert.
Von Tschierv, wo wir Mittag assen, ging's steiler und ohne Verschnaufpause bis zum Ofenpass (2149m) hoch. Im Aufstieg wird's
schliesslich doch noch richtig heiss. Der Nebel hatte im Verlauf des Aufstiegs der Sonne Platz gemacht.
Auf dem Pass gibt's vor dem Restaurant eine Verschnaufpause und etwas zu Essen. In der Abfahrt riss mir
ein Bremskabel. Zum Glück hatten wir Ersatz dabei. Ich ersetzte es rasch währenddem Judith schon weiterfuhr, da
wir den Zug noch erwischen wollten. Vom Livigno-Tunneleingang (1706m) geht's nochmal leicht hoch nach Ova Spin (1886m), wo es
ein Restaurant hat. Die Schlussabfahrt nach Zernez ist schliesslich steil und schnell. Den Zug erwischten
wir noch. Es hatte viele Leute. In Schus mussten wir in den Schnellzug umsteigen.
Alles in allem war dies ein Superwochenden mit der Überquerung von drei Alpenpässen bei schönstem Wetter und
schön verfärbten Herbstwäldern.